Abschluss der Tretroller-Challenge – was bleibt und was kommt

20. Okt. 2025 | 0 Kommentare

Zehn Tage sind vergangen, seit ich am Kap Arkona vom Roller gestiegen bin.
Zehn Tage, um wieder anzukommen – nicht nur zu Hause, sondern auch im Kopf.
Und wie versprochen, möchte ich heute noch einmal einen kleinen Rückblick geben. Eine Art Zwischenfazit darüber, was bleibt, was hängen geblieben ist – und vielleicht auch, was kommt.

Wenn ich jetzt auf diese zehn Tage und 621,5 Kilometer zurückschaue, wirkt alles fast ein bisschen unwirklich. Vor der Reise schien mir die Strecke riesig, fast einschüchternd. „Mit einem Tretroller? So weit? Das ist doch verrückt!“ – diesen Satz habe ich oft gehört. Und ehrlich gesagt, ich hab’s selbst gedacht. Aber rückblickend war es gar nicht so verrückt. Wenn man erst mal losgefahren ist, verliert das Große seinen Schrecken. Die Distanz schrumpft, sobald man sich bewegt. Das Ziel, das vorher wie ein Berg aussah, wird auf einmal zu einer Reihe kleiner Schritte – oder in meinem Fall: acht Tritte links, acht rechts, und wieder acht links, acht rechts. Das war wohl die wichtigste Erkenntnis dieser Reise: Ziele wirken nur so weit weg, solange man stillsteht. Sobald man sich bewegt, werden sie machbar.

Ich hätte nie gedacht, dass ich eine solche Strecke tatsächlich ohne größere Beschwerden schaffen würde. Natürlich hatte ich müde Beine und meine Gelenke haben sich nach langen Tagen bemerkbar gemacht. Aber das, was man als klassischen Muskelkater kennt, blieb völlig aus. Vielleicht lag es am täglichen Magnesium, vielleicht an der gleichmäßigen Bewegung. Ich glaube aber, es war die Beständigkeit – das Dranbleiben. Nicht zu viel, nicht zu wenig, einfach stetig. Und genau das ist wahrscheinlich das Erfolgsrezept, nicht nur für körperliche Belastung, sondern für vieles im Leben: nicht alles auf einmal, sondern Tag für Tag, Tritt für Tritt, bis man irgendwann da ist.

Was mich aber am meisten verändert hat, war das Draußensein. Zehn Tage Natur, Wind, Sonne, Regen, Stille. Ich habe mich während der Tour oft gefragt, warum sich das so anders anfühlt. Jetzt weiß ich’s. Draußen zu sein ist Freiheit. Kein Filter, keine Wände, keine Decke über dem Kopf. Nur du, der Himmel, der Wind, das Leben. Ich merke jetzt, wo ich wieder häufiger drinnen bin, wie sehr ich das vermisse. Die Luft ist anders, fast wie gefiltert, und manchmal habe ich das Gefühl, ich bekomme in geschlossenen Räumen weniger Luft. Ich glaube, wir Menschen gehören viel mehr nach draußen, als wir es in unserem Alltag leben. Das viele Drinnen-Sein beschränkt nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist. Ich bin überzeugt, dass die Natur uns erdet und dass wir dort wieder echte Nähe finden können – zu uns selbst und zu anderen.

Ein großes Learning aus dieser Tour war für mich, dass kleine Dinge Großes bewegen. Ich habe diese 621,5 Kilometer nicht durch Kraft geschafft, sondern durch Beständigkeit. Immer wieder dieselbe Bewegung, dieselbe Abfolge, derselbe kleine Tritt. Und genau das lässt sich auch aufs Leben übertragen. Es geht nicht darum, große Sprünge zu machen, sondern jeden Tag ein kleines Stück weiterzugehen. Ein Prozent besser, ein Schritt näher. Das klingt banal, aber wenn man es erlebt hat – Tag für Tag, Tritt für Tritt –, dann weiß man, wie mächtig das ist. Ich kenne viele Bücher, die genau das beschreiben – die „1%-Methode“, „The One Thing“ – aber zwischen dem Lesen und dem Erleben liegen Welten.
Ich habe es gespürt, und das hat in mir etwas verändert.

Viele haben mich gefragt, ob ich schon die nächste Tour plane. Ganz ehrlich: nein, zumindest im Moment nicht. Natürlich geistern da Ideen durch meinen Kopf: von der Zugspitze bis nach Sylt, quer durch Deutschland, vielleicht wieder mit einer neuen Mission. Aber gerade fühlt sich das Thema für mich abgeschlossen an. Nicht im Sinne von „fertig“, sondern im Sinne von „rund“. Ich habe das gemacht, was ich mir vorgenommen habe, und jetzt lasse ich Raum – für das, was als Nächstes kommt. Vielleicht etwas völlig anderes. Etwas Neues. Etwas, das mich wieder so kribbeln lässt wie damals, als die Idee zur Roller-Tour entstand. Und falls jemand eine verrückte Idee hat, die mich reizen könnte – ich bin offen für Vorschläge.

Ein besonders schöner Teil dieser Reise war, dass sie nicht nur für mich allein war. Ich wollte mit dieser Tour auch etwas Gutes tun, etwas zurückgeben. Deshalb habe ich den Lebenshaus e.V. mit dieser Aktion unterstützt. Ich habe inzwischen mit den Verantwortlichen gesprochen – die offizielle Spendenübergabe wird voraussichtlich Ende November stattfinden.
Bis dahin, also bis zum 20. November, bleibt das Spendenkonto geöffnet. Wenn du also Teil dieser Reise und dieser Idee sein möchtest: Jeder Beitrag hilft. Nicht mir, sondern den Pflegekindern und Pflegefamilien, für die das Lebenshaus Hoffnung und Unterstützung bedeutet.

Es war für mich unglaublich zu sehen, wie viele Menschen sich beteiligt, gespendet oder einfach mit guten Worten begleitet haben. Das hat mich wirklich berührt und getragen – gerade auf den langen, einsamen Strecken.

Wenn ich die letzten Wochen zusammenfassen müsste, dann vielleicht so: Es war keine sportliche Challenge. Es war eine mentale, emotionale, menschliche Reise. Eine, die mir gezeigt hat, wie viel leichter das Leben wird, wenn man aufhört, die Strecke zu zählen – und einfach den nächsten Schritt macht.

Was ich mir aus dieser Reise mitgenommen habe:

Große Ziele verlieren ihren Schrecken, wenn man sich bewegt. Das Schwierigste ist nie der Weg selbst – sondern der Moment, bevor man losgeht. Sobald man sich in Bewegung setzt, wird alles einfacher.

Die Natur heilt mehr, als man glaubt. Man muss nicht fliehen, um Ruhe zu finden – manchmal reicht es, rauszugehen, den Himmel anzuschauen und sich wieder zu spüren.

Veränderung braucht keine großen Gesten. Sie entsteht in den kleinen Routinen, im Tun, im Dranbleiben – acht Tritte links, acht rechts, und irgendwann ist man da.

Ich danke allen, die mich in diesen Tagen begleitet haben – mit Nachrichten, Kommentaren, Spenden, offenen Ohren und guten Worten. Und natürlich meiner Frau Melanie, die mir in dieser Zeit den Rücken freigehalten hat, und Martin Seidel, der mich mit den bedruckten Fahrradklamotten und echtem Support vor und während der Tour unterstützt hat. Ihr alle habt diese Reise zu dem gemacht, was sie war: ein Stück Freiheit, ein bisschen Verrücktheit und ganz viel Menschlichkeit.

Danke, dass ihr dabei wart – und mir das Wertvollste geschenkt habt, was ihr besitzt: eure Zeit.

Liebe Grüße
Dirk

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